Donnerstag, 30. Juni 2016

Ilha de Santa Maria

Heute gibt es die große Inselrundfahrt. Da Santa Maria im Osten recht bergig ist und dort dann viel Wasser abregnet wird die dominierende Farbe in diesem Post eher Grün werden.



Wir starten aber zunächst in Vila do Porto. Auf dem Berg wacht ein altes Fort über den Hafen und man hielt von dort Ausschau nach Piraten und Freibeutern, welche die Insel regelmäßig überfielen :

Die Hauptstadt von Santa Maria zieht sich von dort wie ein langer Schlauch den Berg hinauf :


An der Südküste gibt es zunächst den Praia Formosa.  Die Bucht ist nach Süden hin offen und wegen ihrer zuweilen gigantischen Wellen in der Wellenreiter Szene ebenso bekannt wie der Strand von Nazarre in Portugal. Heute ist nix los, ist ja auch Nordwind und nur 2-3 :
 

 Und ich hatte doch Grün versprochen, hier kommt es:
 



An der Südost-Ecke der Insel steht auf einem Kap ein Leuchttum. Laut meiner Seekarte ist das Leuchtfeuer 113m hoch und hat einen Tragweite von 25 Seemeilen :

Beliebt ist es hier die Strassenränder mit Hortensien zu bepflanzen und auch sonst haben selbst die entlegensten  Häuschen hier mindestens einen gepflegten Garten


An der Ostküste gibt es einen recht hochen Wasserfall, der aber heute nicht so richtig fallen will. Da muss es erst noch etwas regnen :

 


Dieser Ort Sao Lourenco liegt an den Hängen eines ehemaligen Vulkanes, den Rest der Caldeira hat sich das Meer schon wieder zurückgeholt :

Auf dem höchstem Berg Santa Marias dem Pico Alto hat man eine gute Rundumsicht auf die Insel, wenn nicht gerade Wolken durchziehen :
 

In diese Richtung müsste man eigentlich die nächste Insel Sao Miguel, mein Reiseziel für Samstag,  sehen können. Das sind zwar locker 50 Seemeilen, aber der Pica Alto ist 587m hoch, und die Vulkane auf Sao Miguel reichen knapp  an die 1000m heran. Heute ist da leider nichts zu machen,  ich werde es morgen nochmal probieren :



Mittwoch, 29. Juni 2016

Land in Sicht !

Nach vier Tagen Atlantiksegeln ist nun endlich Land in Sicht. Am Dienstag kommen gegen 9 Uhr morgens erste Umrisse von Santa Maria durch den Dunst der Wolken durch :

Santa Maria ist eine der neun Azoren Inseln. Sie liegt am weitesten im Süden des Archipels und ihr wird das mildeste Klima aller Inseln nachgesagt. Ihr Durchmesser beträgt ca. 9sm und sie hat ca. 5500 Einwohner. Enddeckt wurde sie 1427 von dem portugiesischem Seefahrer Diogo de Silves., auf einer Rückreise von Madeira nach Portugal. Columbus soll hier auch auf seiner Rückreise nach Spanien einen Zwischenstopp gemacht haben. Wer weiß, wo doch nicht mal so genau bekannt ist, wo er denn in der Karibik genau auf Grund gelaufen ist :-). Trotzdem meine Hochachtung vor den Herren, ich habe es heute schliesslich recht einfach mit GPS und modernem Sextanten, Nautischen Jahrbüchern und einem genau gehenden Chonometer. Wenn es 1427 schon genaue Navigationsmittel gegeben hätte, wer weiß ob sich dann jemals einer verfahren hätte um dabei etwas zu entdecken ?

So es wird Zeit die Gastflagge der Azoren zu hissen. Gehört sich so. Am Heck weht die Flagge des Landes in dem das Schiff registriert ist und vorne unter der Steuerbordsaling kommt die Flagge des Landes in welchem das Schiff zu Gast ist :

Die Azoren gehören zwar zu Portugal haben aber eine gewisse Autonomie und daher auch eine eigene Flagge. Sie zeigt einen goldenen Habicht. Die Entdecker der Azoren haben jede Menge Bussarde auf den Inseln gesehen und diese für Habichte gehalten. Habicht in portugisisch heisst dann Acor, daher der Name der Inseln : Arquipelogo dos Acores. Die neun Sternchen in der Flagge stehen für die neuen Inseln. Oben in der Ecke ist noch in rot das Wappen von Portugal zu sehen.

Etwas später geht es vorbei am Kap  "Ponta do Castelo" :

Der Atlantikschwell ist immer noch hoch. Dieser Fischer hier, ist nicht in Seenot sondern versteckt sich nur in der Dünung :
Fast hätte ich ihn übersehen, ich muss mich wieder daran gewöhnen, dass das Wasser rings um die Way of Life bis zum Horizont nicht mir alleine zur Verfügung steht.

Weiter geht es entlang der Südküste der Insel :



 bis zu dem einzigen Inselhafen "Vila do Porto":

Hier bleibt die Way of Life erstmal für ein paar Tage. Mein Flieger nach Hause geht erst am Mittwoch. Im nächsten Post gibt es aber erstmal Bilder von der Ilha de Santa Maria.


Blauwassersegeln

Wir verabschieden uns Freitag morgen von Oeiras, segeln nach Westen wieder vorbei am Cabo Roca und halten Kurs auf die Azoren. Adieu alte Welt, wir wollen was neues entdecken :

Zunächst müssen wir noch an der "Containerautobahn" Europa-China vorbei :
Hier ist vielleicht ein Verkehr. Ich dachte immer im Englischen Kanal ist es schlimm.  Ich fahre eindeutig südlich eines Verkehrstrennungsgebietes und habe außerhalb dieses Gebietes als Segelfahrzeug das Wegerecht. Einer missachtet allerdings mein Wegerecht und  ich muss dann doch ausweichen.


Dann geht es 265° immer gerade aus nach Westen:

Während der Überfahrt habe ich dann keinen Frachter mehr gesehen. Nur ab und zu auf dem AIS in vielleicht 10sm Entfernung.

Der Wind frischt auf 20kn auf, wir haben bereits ein Reff im Gross und zusammen mit der G3, rennt die Way of Life mit 8,6 kn ihrem Ziel entgegen. Wir haben noch knapp 700 sm vor.
In der ersten Nacht wird es noch etwas schneller, die Logge registriert eine Maximalgeschwindigkeit von 10,6 kn. o.K. das war mal die Welle runter, aber auch im GPS stehen Durchschnittswerte von 9,3 bis 9,6kn über eine Stunde gemittelt.

Wir verlassen den Kontinentalshelf, das ist der noch recht flache (einige hundert Meter Tiefe) Festlandsockel und schon bald gibt das Echolot auf die Tiefe zu messen. Hier ist es jetzt rund 4000m tief und das Wasser bekommt so eine richtig schöne tiefe blaue Farbe (auch ohne Photoshop) :
Deswegen heisst es dann auch Blauwassersegeln !

Schnell war die Überfahrt, so schnell dass ich zwischen durch  auf dem Atlantik den Plan geändert habe und  nicht direkt nach Sao Miguel, sondern einen kleinen Umweg über Santa Maria eingebaut habe :


Die blauen Rauten in der Kurslinie zeigen die Position der Way of Life am jeweiligem Datum um 0:00 und 12:00 . Die Überfahrt dauerte exakt 99,5 h und es waren 762,7 sm von Steg zu Steg, Durchschnittgeschwindigkeit also 7,7kn.

Die Etmale, das ist die Wegstrecke die man von 12:00 Mittags bis 12:00 am nächsten Tag zurücklegt, betrugen 195, 189, 181 und 175sm. Leider knapp die 200sm verpasst .-). Warum habe ich bloss dieses Reff ins Groß gebunden ? Die Antwort hierzu steht weiter unten. Der Begriff Etmal kommt aus der Navigation vergangener Tage. Damals mit dem Sextanten war es üblich, weil besonders elegant und einfach, einmal am Tag und zwar Mittags die Position des Schiffes zu bestimmen. Die Strecke zwischen zwei dieser Mittagspositionen war das Etmal.

Damit mir während der Überfahrt nicht zu langweilig wird, habe ich auch einen Sextanten dabei und parallel zur elektronischen Navigation, rechne ich alles per Dead-Reckoning (Koppelnavigation) und Kontrolle mit dem Sextanten nach. Ist ein Haufen Rechnerrei und Zeichnerei in der Seekarte aber funktioniert auch ohne Strom (mal von der Uhr und dem Taschenrechner abgesehen). Mit dem Sextanten habe ich nach ein paar Versuchen, im Vergleich zum GPS als Referenz, eine Genauigkeit von ca 3sm hinbekommen. Selbst bei schlechten Messbedingungen (Sonne scheint so gerade noch durch die Wolkendecke) erreicht man Genauigkeiten von unter 7sm.  Allemal brauchbar wenn man eine Insel im Atlantik sucht, die man auf 20sm Entfernung sehen kann.


Eigentlich hatte ich mit ca. 6-8 Tagen für die Überfahrt gerechnet. Im Gegensatz zur Küstenfahrt kann man bei so einer langen Überfahrt bei Flaute nicht mal eben zum nächsten Hafen motoren. Da muss man Tage mit Flaute aussegeln, da selbst die Tankkapazität der Way of Life von 200l nicht reicht, um  die knapp 800 sm unter Motor durch zufahren.  Aber statt Flaute gab es ja Wind satt und genug.



Wir haben die klassische Sommer Situation vorliegen. Etwas nördlich der  Azoren ist ein Hochdruckgebiet, (ja das Azorenhoch gibt es wirklich:  heute haben wir satte 1030hPa hier) und über der iberischen Halbinsel ein Hitzetief. Die Luft will also von den Azoren nach Spanien, da sich die Erde aber dreht (Corioliskraft) kann sie nicht den direkten Weg nehmen, sondern dreht aus dem Hoch im Uhrzeigersinn aus und in das Tief über Spanien gegen den Uhrzeigersinn hinein. Das Ergebnis ist der klassische "Portugiesische Norder". Nein dies ist kein Wein, sondern der Wind aus Norden der zwischen den Azoren und der Portugiesischen Küste im Sommer beständig weht. Diesmal ist er nur besonders "hochprozentig".

 

Da oben vor der Küste Nordspaniens tobt ein Windfeld mit Böen von über 40kn Wind. Die Prognose sagt dass sich dieses Windfeld, über die Tage meiner Überfahrt,  nach Süden und auch in den Atlantik hinaus bewegen wird. Das ist mir,  insbesondere bei mehreren Tagen Überfahrt zuviel. Also wird der Abfahrttermin so geplant, dass wir zwar noch von dem Wind profitieren, aber so gerade eben an der Kante von "zuviel Wind" mit dem sich ausbreitendem Windfeld rüber zu den Azoren gelangen. Moderne Wetterprognose macht es möglich.

Mit dem Wind kamen auch ein paar schicke Wellen (im Mittel 3-4m) ab und zu auch mal 5m vorbei :

Spätestens hier hatte ich erwartet, das dies mit dem elektrisch betriebenem Autopiloten dann mal in die Hose geht. Alle Weltenbummler schwören auf ihre mechanischen Windfahnensteuerungen. Und alle  beschreiben in Ihren Büchern was damit alles nicht so gut geht und was sie alles umbauen damit es besser wird. Und wie schlimm das noch mit den elektrischen Autopiloten sein muss.

Aber hat bei mir alles gut geklappt. Siehe Bild,  wir fahren gerade aus, selbst bei ordentlich Welle von schräg achtern. Vorraussetzung sind richtig getrimmte Segel, diese müssen dem Winkel zum Wind entsprechend, so eingestellt sein, dass das Schiff von alleine gerade aus will und der Autopilot nur noch den Mittelwert bestimmen muss, daher auch das Reff im Groß. Und halten tun die auch, meiner ist jetzt 16 Jahre alt und die letzten 2039 sm in diesem Jahr sind im wesentlichen mit Autopilot  gesteuert worden.

Ach, und dieses blaue Wasser wieder, ich glaube mir wird schlecht wenn ich nächstes Jahr wieder im Ijsselmeer ankomme und die grün braune Brühe dort sehe.


Donnerstag, 23. Juni 2016

Landgang in Lissabon

Wenn ich bei Hochwasser aus dem Steuerbord Fenster rausschaue, dann kann ich über den Kai hinaus auf den Tejo hinaus schauen und sehe die "Golden Gate"-Brücke von Lissabon:

Die Brücke heisst richtig "Ponte25 de April", sie wurde 1966 erbaut. Unter der Strasse gibt ein noch ein Deck für zwei Eisenbahngleise. Nach der Nelkenrevolution am 25. April 1974 wurde sie auf diesen Namen umbenannt. Da fahre ich heute mal mit der Bahn hin.


Auf halben Weg kommt schon das erste Wahrzeichen Lissabons, der Torre de Belem.

Belem war mal ein Vorort von Lissabon und da hat man sich 1502 gedacht, da bauen wir mal eine Festung hin damit keine ungewollten Gäste nach Lissabon durchkommen. Gegenüber auf der anderen Seite des Tejo gab es noch so ein Fort dies ist aber bei einem Erdbeben 1755 zerfallen.


Ganz oben gibt es einen Aussichtsplatform und von da kann man dann auch schon die nächste Atraktion sehen :
Das Pradrao dos Descrobrimentos oder Monument der Entdecker ist Baujahr 1960 und nicht ganz so alt wie der Torre de Belem, hat aber auch was :

Auf dem Platz vor dem Monument, ist eine riesige Kompassrose aus Mamorsteinen nachgebildet :

und in der Mitte eine Karte und darin eingezeichnet was die Portugiesen so alles entdeckt haben :

Im Stadtzentrum gelangt man zunächst über den Praca do Comercio. Heute sind leider recht viele Zelte und Stände aufgebaut. Da steht wohl was zum feiern an.

In der Stadt fahren noch die alten Strassenbahnen


und es gibt viele weitere schöne Plätze :




Da oben im Bild sieht man eine weiteres Wahrzeichen von Lissabon. Die bei dem Erdbeben von 1755 zerfallene Carmo-Kirche. Das Dach ist eingefallen und nie wieder aufgebaut worden, sonst währe die Kirche nicht so berühmt geworden :

Zum Schluss ist der hier noch lustig : Elevador Santo Justa, ein Aufzug ins nichts.

Zumindest gibt es oben einen schöne Plattform mit super Rundblick auf Lissabon und den Tejo :

So der Stadtrundgang ist beendet. Ab morgen will ich auf die Azoren. Morgen noch das Wetter checken, so wie es aussieht wird es wohl einen schnelle Überfahrt werden. Damit ich mich nicht verfahre, habe ich  schnell noch von der Karte der Entdecker den Aussschnitt zwischen Portugal und den Azoren abfotografiert :


Die Portugiesen waren 1427 schon da, es wird also Zeit das ich da auch mal hinsegel.