Wir verabschieden uns Freitag morgen von Oeiras, segeln nach Westen wieder vorbei am Cabo Roca und halten Kurs auf die Azoren. Adieu alte Welt, wir wollen was neues entdecken :
Zunächst müssen wir noch an der "Containerautobahn" Europa-China vorbei :
Hier ist vielleicht ein Verkehr. Ich dachte immer im Englischen Kanal ist es schlimm. Ich fahre eindeutig südlich eines Verkehrstrennungsgebietes und habe außerhalb dieses Gebietes als Segelfahrzeug das Wegerecht. Einer missachtet allerdings mein Wegerecht und ich muss dann doch ausweichen.
Dann geht es 265° immer gerade aus nach Westen:
Während der Überfahrt habe ich dann keinen Frachter mehr gesehen. Nur ab und zu auf dem AIS in vielleicht 10sm Entfernung.
Der Wind frischt auf 20kn auf, wir haben bereits ein Reff im Gross und zusammen mit der G3, rennt die Way of Life mit 8,6 kn ihrem Ziel entgegen. Wir haben noch knapp 700 sm vor.
In der ersten Nacht wird es noch etwas schneller, die Logge registriert eine Maximalgeschwindigkeit von 10,6 kn. o.K. das war mal die Welle runter, aber auch im GPS stehen Durchschnittswerte von 9,3 bis 9,6kn über eine Stunde gemittelt.
Wir verlassen den Kontinentalshelf, das ist der noch recht flache (einige hundert Meter Tiefe) Festlandsockel und schon bald gibt das Echolot auf die Tiefe zu messen. Hier ist es jetzt rund 4000m tief und das Wasser bekommt so eine richtig schöne tiefe blaue Farbe (auch ohne Photoshop) :
Deswegen heisst es dann auch Blauwassersegeln !
Schnell war die Überfahrt, so schnell dass ich zwischen durch auf dem Atlantik den Plan geändert habe und nicht direkt nach Sao Miguel, sondern einen kleinen Umweg über Santa Maria eingebaut habe :
Die blauen Rauten in der Kurslinie zeigen die Position der Way of Life am jeweiligem Datum um 0:00 und 12:00 . Die Überfahrt dauerte exakt 99,5 h und es waren 762,7 sm von Steg zu Steg, Durchschnittgeschwindigkeit also 7,7kn.
Die Etmale, das ist die Wegstrecke die man von 12:00 Mittags bis 12:00 am nächsten Tag zurücklegt, betrugen 195, 189, 181 und 175sm. Leider knapp die 200sm verpasst .-). Warum habe ich bloss dieses Reff ins Groß gebunden ? Die Antwort hierzu steht weiter unten. Der Begriff Etmal kommt aus der Navigation vergangener Tage. Damals mit dem Sextanten war es üblich, weil besonders elegant und einfach, einmal am Tag und zwar Mittags die Position des Schiffes zu bestimmen. Die Strecke zwischen zwei dieser Mittagspositionen war das Etmal.
Damit mir während der Überfahrt nicht zu langweilig wird, habe ich auch einen Sextanten dabei und parallel zur elektronischen Navigation, rechne ich alles per Dead-Reckoning (Koppelnavigation) und Kontrolle mit dem Sextanten nach. Ist ein Haufen Rechnerrei und Zeichnerei in der Seekarte aber funktioniert auch ohne Strom (mal von der Uhr und dem Taschenrechner abgesehen). Mit dem Sextanten habe ich nach ein paar Versuchen, im Vergleich zum GPS als Referenz, eine Genauigkeit von ca 3sm hinbekommen. Selbst bei schlechten Messbedingungen (Sonne scheint so gerade noch durch die Wolkendecke) erreicht man Genauigkeiten von unter 7sm. Allemal brauchbar wenn man eine Insel im Atlantik sucht, die man auf 20sm Entfernung sehen kann.
Eigentlich hatte ich mit ca. 6-8 Tagen für die Überfahrt gerechnet. Im Gegensatz zur Küstenfahrt kann man bei so einer langen Überfahrt bei Flaute nicht mal eben zum nächsten Hafen motoren. Da muss man Tage mit Flaute aussegeln, da selbst die Tankkapazität der Way of Life von 200l nicht reicht, um die knapp 800 sm unter Motor durch zufahren. Aber statt Flaute gab es ja Wind satt und genug.
Wir haben die klassische Sommer Situation vorliegen. Etwas nördlich der Azoren ist ein Hochdruckgebiet, (ja das Azorenhoch gibt es wirklich: heute haben wir satte 1030hPa hier) und über der iberischen Halbinsel ein Hitzetief. Die Luft will also von den Azoren nach Spanien, da sich die Erde aber dreht (Corioliskraft) kann sie nicht den direkten Weg nehmen, sondern dreht aus dem Hoch im Uhrzeigersinn aus und in das Tief über Spanien gegen den Uhrzeigersinn hinein. Das Ergebnis ist der klassische "Portugiesische Norder". Nein dies ist kein Wein, sondern der Wind aus Norden der zwischen den Azoren und der Portugiesischen Küste im Sommer beständig weht. Diesmal ist er nur besonders "hochprozentig".
Da oben vor der Küste Nordspaniens tobt ein Windfeld mit Böen von über 40kn Wind. Die Prognose sagt dass sich dieses Windfeld, über die Tage meiner Überfahrt, nach Süden und auch in den Atlantik hinaus bewegen wird. Das ist mir, insbesondere bei mehreren Tagen Überfahrt zuviel. Also wird der Abfahrttermin so geplant, dass wir zwar noch von dem Wind profitieren, aber so gerade eben an der Kante von "zuviel Wind" mit dem sich ausbreitendem Windfeld rüber zu den Azoren gelangen. Moderne Wetterprognose macht es möglich.
Mit dem Wind kamen auch ein paar schicke Wellen (im Mittel 3-4m) ab und zu auch mal 5m vorbei :
Spätestens hier hatte ich erwartet, das dies mit dem elektrisch betriebenem Autopiloten dann mal in die Hose geht. Alle Weltenbummler schwören auf ihre mechanischen Windfahnensteuerungen. Und alle beschreiben in Ihren Büchern was damit alles nicht so gut geht und was sie alles umbauen damit es besser wird. Und wie schlimm das noch mit den elektrischen Autopiloten sein muss.
Aber hat bei mir alles gut geklappt. Siehe Bild, wir fahren gerade aus, selbst bei ordentlich Welle von schräg achtern. Vorraussetzung sind richtig getrimmte Segel, diese müssen dem Winkel zum Wind entsprechend, so eingestellt sein, dass das Schiff von alleine gerade aus will und der Autopilot nur noch den Mittelwert bestimmen muss, daher auch das Reff im Groß. Und halten tun die auch, meiner ist jetzt 16 Jahre alt und die letzten 2039 sm in diesem Jahr sind im wesentlichen mit Autopilot gesteuert worden.
Ach, und dieses blaue Wasser wieder, ich glaube mir wird schlecht wenn ich nächstes Jahr wieder im Ijsselmeer ankomme und die grün braune Brühe dort sehe.
Zunächst müssen wir noch an der "Containerautobahn" Europa-China vorbei :
Hier ist vielleicht ein Verkehr. Ich dachte immer im Englischen Kanal ist es schlimm. Ich fahre eindeutig südlich eines Verkehrstrennungsgebietes und habe außerhalb dieses Gebietes als Segelfahrzeug das Wegerecht. Einer missachtet allerdings mein Wegerecht und ich muss dann doch ausweichen.
Dann geht es 265° immer gerade aus nach Westen:
Während der Überfahrt habe ich dann keinen Frachter mehr gesehen. Nur ab und zu auf dem AIS in vielleicht 10sm Entfernung.
Der Wind frischt auf 20kn auf, wir haben bereits ein Reff im Gross und zusammen mit der G3, rennt die Way of Life mit 8,6 kn ihrem Ziel entgegen. Wir haben noch knapp 700 sm vor.
In der ersten Nacht wird es noch etwas schneller, die Logge registriert eine Maximalgeschwindigkeit von 10,6 kn. o.K. das war mal die Welle runter, aber auch im GPS stehen Durchschnittswerte von 9,3 bis 9,6kn über eine Stunde gemittelt.
Wir verlassen den Kontinentalshelf, das ist der noch recht flache (einige hundert Meter Tiefe) Festlandsockel und schon bald gibt das Echolot auf die Tiefe zu messen. Hier ist es jetzt rund 4000m tief und das Wasser bekommt so eine richtig schöne tiefe blaue Farbe (auch ohne Photoshop) :
Deswegen heisst es dann auch Blauwassersegeln !
Schnell war die Überfahrt, so schnell dass ich zwischen durch auf dem Atlantik den Plan geändert habe und nicht direkt nach Sao Miguel, sondern einen kleinen Umweg über Santa Maria eingebaut habe :
Die blauen Rauten in der Kurslinie zeigen die Position der Way of Life am jeweiligem Datum um 0:00 und 12:00 . Die Überfahrt dauerte exakt 99,5 h und es waren 762,7 sm von Steg zu Steg, Durchschnittgeschwindigkeit also 7,7kn.
Die Etmale, das ist die Wegstrecke die man von 12:00 Mittags bis 12:00 am nächsten Tag zurücklegt, betrugen 195, 189, 181 und 175sm. Leider knapp die 200sm verpasst .-). Warum habe ich bloss dieses Reff ins Groß gebunden ? Die Antwort hierzu steht weiter unten. Der Begriff Etmal kommt aus der Navigation vergangener Tage. Damals mit dem Sextanten war es üblich, weil besonders elegant und einfach, einmal am Tag und zwar Mittags die Position des Schiffes zu bestimmen. Die Strecke zwischen zwei dieser Mittagspositionen war das Etmal.
Damit mir während der Überfahrt nicht zu langweilig wird, habe ich auch einen Sextanten dabei und parallel zur elektronischen Navigation, rechne ich alles per Dead-Reckoning (Koppelnavigation) und Kontrolle mit dem Sextanten nach. Ist ein Haufen Rechnerrei und Zeichnerei in der Seekarte aber funktioniert auch ohne Strom (mal von der Uhr und dem Taschenrechner abgesehen). Mit dem Sextanten habe ich nach ein paar Versuchen, im Vergleich zum GPS als Referenz, eine Genauigkeit von ca 3sm hinbekommen. Selbst bei schlechten Messbedingungen (Sonne scheint so gerade noch durch die Wolkendecke) erreicht man Genauigkeiten von unter 7sm. Allemal brauchbar wenn man eine Insel im Atlantik sucht, die man auf 20sm Entfernung sehen kann.
Eigentlich hatte ich mit ca. 6-8 Tagen für die Überfahrt gerechnet. Im Gegensatz zur Küstenfahrt kann man bei so einer langen Überfahrt bei Flaute nicht mal eben zum nächsten Hafen motoren. Da muss man Tage mit Flaute aussegeln, da selbst die Tankkapazität der Way of Life von 200l nicht reicht, um die knapp 800 sm unter Motor durch zufahren. Aber statt Flaute gab es ja Wind satt und genug.
Wir haben die klassische Sommer Situation vorliegen. Etwas nördlich der Azoren ist ein Hochdruckgebiet, (ja das Azorenhoch gibt es wirklich: heute haben wir satte 1030hPa hier) und über der iberischen Halbinsel ein Hitzetief. Die Luft will also von den Azoren nach Spanien, da sich die Erde aber dreht (Corioliskraft) kann sie nicht den direkten Weg nehmen, sondern dreht aus dem Hoch im Uhrzeigersinn aus und in das Tief über Spanien gegen den Uhrzeigersinn hinein. Das Ergebnis ist der klassische "Portugiesische Norder". Nein dies ist kein Wein, sondern der Wind aus Norden der zwischen den Azoren und der Portugiesischen Küste im Sommer beständig weht. Diesmal ist er nur besonders "hochprozentig".
Da oben vor der Küste Nordspaniens tobt ein Windfeld mit Böen von über 40kn Wind. Die Prognose sagt dass sich dieses Windfeld, über die Tage meiner Überfahrt, nach Süden und auch in den Atlantik hinaus bewegen wird. Das ist mir, insbesondere bei mehreren Tagen Überfahrt zuviel. Also wird der Abfahrttermin so geplant, dass wir zwar noch von dem Wind profitieren, aber so gerade eben an der Kante von "zuviel Wind" mit dem sich ausbreitendem Windfeld rüber zu den Azoren gelangen. Moderne Wetterprognose macht es möglich.
Mit dem Wind kamen auch ein paar schicke Wellen (im Mittel 3-4m) ab und zu auch mal 5m vorbei :
Spätestens hier hatte ich erwartet, das dies mit dem elektrisch betriebenem Autopiloten dann mal in die Hose geht. Alle Weltenbummler schwören auf ihre mechanischen Windfahnensteuerungen. Und alle beschreiben in Ihren Büchern was damit alles nicht so gut geht und was sie alles umbauen damit es besser wird. Und wie schlimm das noch mit den elektrischen Autopiloten sein muss.
Aber hat bei mir alles gut geklappt. Siehe Bild, wir fahren gerade aus, selbst bei ordentlich Welle von schräg achtern. Vorraussetzung sind richtig getrimmte Segel, diese müssen dem Winkel zum Wind entsprechend, so eingestellt sein, dass das Schiff von alleine gerade aus will und der Autopilot nur noch den Mittelwert bestimmen muss, daher auch das Reff im Groß. Und halten tun die auch, meiner ist jetzt 16 Jahre alt und die letzten 2039 sm in diesem Jahr sind im wesentlichen mit Autopilot gesteuert worden.
Ach, und dieses blaue Wasser wieder, ich glaube mir wird schlecht wenn ich nächstes Jahr wieder im Ijsselmeer ankomme und die grün braune Brühe dort sehe.
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